Nientiedts Leezengeschichten
Da begegnet der Autor im IC nach München einer jungen Frau, die gerade ihr Lebensglück gefunden hat. Sie fasst Vertrauen und offenbart ihm ihre Ängste im Hinblick auf eine bevorstehende über Leben und Tod entscheidende Untersuchung im Klinikum München. Der Autor spricht ihr Mut zu und erfährt später per Mail erleichtert das günstige Ergebnis der Untersuchung. – Der Versicherungsangestellte Schmidt zählt die Tage bis zu seiner Pensionierung mit einer Strichliste und ist aufgebracht, weil „irgendein Idiot“ ihn dennoch noch zu einer Fortbildung in Handorf angemeldet habe. Die Mitarbeiterin Frau Ellberg beruhigt ihn, dessen Neigung zum Alkohol kein Geheimnis ist, mit dem Hinweis auf den im Tagungshaus in Handorf gut gefüllten Getränkeautomat. Sie fasst sich gleich ein Herz und schlägt ihm für den Ruhestand die sinnvolle Beschäftigung in der Kleiderkammer und Tafel von Sankt Mauritz vor. Mit der spontanen Antwort des knurrigen Pensionärs in spe „Okay, melden Sie mich an“, hatte Frau Ellberg allerdings nicht gerechnet.
Norbert Nientiedts Erzählung „High Tech auf der Promenadenbank“ hat uns besonders zum Schmunzeln gebracht.Gleich in der Nähe des Klubhauses begegnet er einem älteren Ehepaar, das die Abendsonne mit Blick zum Aasee genießen möchte. Sie mühen sich mit einem Smartphone ab, das ihnen die Kinder geschenkt haben. „Damit soll man sogar fotografieren können“, meint der ratlose Mann. Unser Autor, der auf seiner Leezentour neben ihnen Platz genommen hat, kommt ihnen zur Hilfe. Er fotografiert die beiden und schlägt gleich ein „Selfie“ vor, welches man den Kindern zum Nachweis schicken könne. Das Ehepaar, das mit diesem Ausdruck ersichtlich nichts anfangen kann, lehnt aber mit dem Hinweis ab, dass man „so weit aber doch nicht gleich gehen wolle“. Wir erlebten einen stimmungsvollen und humorvollen Vortrag, der auch zum Nachdenken führt. Der Autor und der Musiker Sebastian Rümmelin hatten passend zu den Geschichten die musikalische Begleitung ausgesucht. Begeistert lauschten wir dem mit der Gitarre begleiteten Gesang des Künstlers. Erinnerungen wurden wachgerufen. Neben John Lennons „Imagine“ hörten wir u.a. „Für mich solls rote Rosen regnen“ nach Hildegard Knef, „Irgendwann auf der Welt“ der Comedian Harmonists sowie das zum Mitsummen anregende „Lily Marleen“. Eckard Andersson