Themenraum Kolonialismus
Man sieht nur, was man weiß.“ Mit diesem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe kommentierte ein Mitglied den Besuch des Civilclubs in der Ausstellung „Themenraum Kolonialismus“ und die exzellente Führung durch Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé, die Wissen und Empathie vermittelt hat.
Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit von Stadtmuseum Münster, Historischem Seminar und Institut für Didaktik der Universität Münster entstanden. Letzteres hatte im Vorfeld der Ausstellung mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa Menschen befragt, was sie mit dem deutschen Kolonialismus verbinden. Dies war die erste repräsentative Umfrage in Deutschland zu diesem Thema. Der Einstieg in die Ausstellung löste einen Perspektivwechsel aus, den der Themenraum Kolonialismus ver-mitteln will.
Wir standen staunend vor einer Weltkarte, die nicht die uns – schon aus Schulzeiten im Dierke-Welt-atlas vertraute – Mercator-Projektion zeigte, sondern eine landmasssenrichtige Karte war, die die Kontinente im Verhältnis zu ihren Quadratmetern in die richtige Proportion bringt. Die Ausstellung ist in zwei Kategorien unterteilt: Wissensinput und Empowerment. Barbara Romme konzedierte, dass die Ausstellung textlastig sei, aber das sei unumgänglich, um wichtige Grundinformationen zu diesem komplexen Thema zu geben. Man müsse Offenheit mitbringen, wenn man interkulturell etwas erreichen wolle.
Die Ausstellung zeige keine historischen Exponate, da das Stadtmuseum keine habe. 35 Objekte mit engem Münster-Bezug seien digitalisiert und von Studierenden der hiesigen Universität unter Leitung von Frau Prof. Albiez-Wieck erläutert worden. Die kurzen prägnanten Texte ordnen die Dokumente in ihre Entstehungszeit ein. Die Besucher/-innen können selbst entscheiden, welche Objekte sie anschauen möchten. Da viele Darstellungen rassistisch sind, wollten die Ausstellungsmacherinnen den Betrachtern und Betrachterinnen die freie Wahl las-sen, aber den Beweischarakter der Objekte nicht vorenthalten. Dies wurde möglich durch die digitale Präsenta-tion der 35 studentische Beiträge. Die Ausführungen zu den Kolonialwarenläden in Münster, die vom Stadtmuseum erarbeitet wurden, führte zu Staunen bei den Teilnehmenden der Führung. Das systematische Durchforsten alter Adressbücher hatte die Erkenntnis gebracht, dass es in Münster über 800 (!) Kolonialwarenläden zwischen 1880 bis 1920 gab, die allerdings zu 99,9 % regionale Produkte verkauften. Da wurde aus einem Milchladen plötzlich ein Kolonialwarenladen mit der Ankündigung „Jetzt verkaufen wir auch Trinkschokolade“. Eindeutig war so zu belegen, dass die Kolonien ein positives Image bei der Bevölkerung hatten und deshalb diese als Marketingmaßnahme meist Eingang in den Namen des Ladens fand. Außerdem machte die große Anzahl der Kolonialwarenläden deutlich, dass die Bevölkerung, sobald sie auf die Straße trat, an die Kolonien erinnert wurde. Allein auf der Hammer Straße gab es zu unserer Überraschung 30 Kolonialwarenläden.
Unser Mitglied Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel, gab auf Einladung von Barbara Rommé einen Wissensinput zum Beitrag der Villa zur Ausstellung: einer Begegnungsreise der NS-Gedenkstätten in NRW nach Ruanda, um von und über Ruanda und seinen Umgang sowie die Erinnerung mit dem Völkermord in Ruanda zu lernen, bei dem bis zu einer Million Menschen, die den Tutsi oder gemäßigten Hutu zugeordnet wurden, ermordet wurden. Zum Abschluss der Führung stellte uns Barbara Rommé Beispiele für Empowerment vor. An dieser Stelle erwähne ich das Kinder- und Jugendtheater Cactus aus Münster unter Leitung von Barbara Kemmler, das zur-zeit ein internationales Projekt in Ghana realisiert, bei dem Jugendliche aus Ghana und Deutschland ein Stück gemeinsam erarbeiten und dann gemeinsam in den jeweiligen Heimatländern aufführen.
Es ist ein eine große Herausforderung sich auf die gemeinsame Erarbeitung einzulassen und sich gegenseitig wirklich verstehen zu wollen. Diese Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nichts vorgeben, sondern den anderen als Akteur ernst nehmen, in den Begegnungen den anderen kennenlernen und aufeinander zugehen. Das Thema hat uns so nachdenklich gemacht, dass sich die Gruppe im Anschluss bei „Feldmann“ noch intensiv weiter austauschte und Barbara Rommé zu jeder ihr gestellten Frage kenntnisreiche Antworten geben konnte. Chapeau! TEXT UND FOTOS: MICHAELA HEUER
Jubiläumskonzert
Ein glanzvoller Abschluss der Veranstaltungen zum Jubläumsjahr war das Jubiläumskonzert „250 Jahre Civil-club – Ganz großes Kino“ am 23. September in der voll besetzten Rüstkammer des Rathauses. Die Bedeutung des Abends zeigte sich daran, dass Bürgermeisterin Angela Stähler ein Grußwort sprach und weitere Ehrengäste anwesend waren.
Das Programm wurde gestaltet von den beiden jungen Ausnahmekünstlern Hannah Borchert (Klavier/Gesang) und John Henrik Mackenroth (Violoncello). Auf dem Programm standen Klassiker der Filmmusik wie Somewhere over the rainbow, Gabriel‘s Oboe, Moon river, Spiel mir das Lied vom Tod und Schindlers Liste. Auf den Plätzen lagen dazu passend liebevoll gestaltete Kärtchen mit Zitaten von Filmschauspielern oder aus Filmen – kleine poetische Begleiter durch den Abend. Die beiden Musiker gestalteten das Programm mit einer Mischung aus technischer Brillanz, Einfühlungsvermögen und spürbarer Leidenschaft. Gemeinsam formten die beiden Künstler ein musikalisches Zusammenspiel von bemerkenswerter Intensität und Harmonie.
Hannah Borchert, Pianistin, Sängerin und charmante Moderatorin des Abends, hatte sämtliche Stücke eigens für diesen Anlass arrangiert. Mit ihrer ausdrucksstarken Interpretation, ihrer feinen musikalischen Gestaltungskraft und ihrem sensiblen Gespür für Stimmungen schuf sie klangliche Akzente. John Henrik Mackenroth entfaltete am Violoncello einen warmen, farbenreichen, den Raum füllenden Klang. Sein Spiel war geprägt von technischer Souveränität, klanglicher Tiefe und einer eindrucksvollen Ausdruckskraft, die jedem Werk emotionale Kraft verlieh. Ein besonderer Höhepunkt war Mackenroths Interpretation der Titelmelodie aus Spiel mir das Lied vom Tod, die in ihrer Intensität und Authentizität tief berührte.
Die Begeisterung des Publikums über das Konzert und die beiden Künstler drückte sich in Bravo-Rufen und Standing Ovations aus. Das Publikum entließ die beiden jungen Ausnahmekünstler erst nach zwei Zugaben: der Titelmelodie von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und dem berühmten Gute-Nacht-Lied La-Le-Lu aus „Wenn der Vater mit dem Sohne“ mit Heinz Rühmann.
TEXT: MICHAELA HEUER
Sommerfest mit Dolce Vita
Im stilvollen Ambiente des Parkhotels Schloss Hohenfeld feierte der Civilclub sein Sommerfest, das mediterranes Lebensgefühl, feine Musik und gute Stimmung perfekt vereinte. Das Duo Correto – Christine Rudolf und Jürgen Knautz– sorgte passend zum Italienischen Buffet mit schwungvoller, italienisch geprägter Musik für Urlaubsstimmung. Kein Wunder, dass kaum jemand stillsitzen Clubfreund Manfred Lauffs brachte mit seinem unterhaltsamen Vortrag über Witze, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und mit praktischen Beispielen dokumentiert, die Gäste zum Schmunzeln. Quintessenz: Lachen ist gesund. Oder wie es Joachim Ringelnatz auf den Punkt gebracht hat: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt.“ Trotzdem gab es einen kleinen Wermutstropfen durch eine Unsitte des Clublebens: Das vorzeitige Bezahlen während des Programms. Dies störte die verbleibenden Gäste, die Musiker und ihre Darbietungen und löste letztlich eine vorzeitige Aufbruchstimmung aus. Dies wurde auch von mehreren Mitgliedern noch am Abend kritisch angesprochen. TEXT: MICHAELA HEUER